Das
grenznahe elsässische Steinbachtal mit den Fachwerkdörfern Ober- und
Niedersteinbach ist ein beliebter Tummelplatz für Gourmets. Dass man hier auch
jenseits der festlich gedeckten Tafeln Großartiges unternehmen kann, erschließt
sich selbst dem naturfernsten Besucher auf der Anfahrt zum Restaurant. Eine der
schönsten Wanderungen nimmt in Obersteinbach ihren Anfang, führt steil hinauf
in die hier noch niedrigen Vogesenberge zur kargen Ruine Wittschloessel, über
einen sonnigen Bergkamm zur verwunschenen Ruine Wineck und abschließend zur
großen Burgruine Schoeneck, die wie wenige andere die Geschichte der
Wasgau-Felsenburgen lebendig werden lässt. Eine Tour, für die man alleine der
großartigen Rastplätze wegen großzügig Zeit einplanen sollte.
Am
Startpunkt an der Wanderherberge finden wir ein Wegzeichen, das durchgängig den
GR 53 markiert, jenen Weitwanderweg, der sich von der Wegelnburg durch die
gesamten Vogesen bis Belfort tief im Süden schlängelt [Rotes
Rechteck, bis Col du
Wittschloessel]. Durch einen Hohlweg verlassen wir südwärts das malerische Dörfchen
und kommen dann durch offenes Wiesengelände schnell in den Wald, wo ein Pfad
sachte bergan führt. An einer Wegkreuzung nehmen rechterhand die urplötzlich
aus den Bäumen heraus ragenden Felstürme des Waltersteins unsere Blicke
gefangen.
Auf
einem sandigen Pfad steigen wir zügig hinauf zum Col du Wittschloessel,
einer auf einer Passhöhe gelegenen Wegspinne, die - wie meist in den Vogesen -
vorbildlich beschildert ist [Schild "Ruine de Wittschloessel"].
Auf einem anregenden Wurzelpfad geht es hinauf zur Ruine de Wittschloessel,
die auf einem kegelförmigen Gipfel steht. Kurz
vor dem Gipfel (458 m) gibt der lichte Buchenwald den Blick frei nach Norden.
Dort identifizieren wir nicht nur Obersteinbach mit dem imposanten Wachtfelsen
und der Burgruine Petit Arnsbourg, sondern auch den Wasigenstein, wo der Sage
nach Walther von Aquitanien, Gunther und Hagen die Klingen kreuzten.
Auf
dem Aufstiegspfad laufen wir wieder hinunter zum Col du Wittschloessel
und halten uns dort halblinks, um in südwestlicher Richtung die Burgruine
Wineck (nicht die Ruine Windeck, die gibt es auch!) anzusteuern [Gelbes
Dreieck, bis Col du
Wineck).
Auf einem breiten sonnigen Höhenweg geht es jetzt in
guten zehn Minuten zur Weggabelung Col du Wineck und halblinks weiter
Richtung Burgruine Wineck [Gelber
Kreis, bis zur Straße am Maison Forestière Herrenhof].
Auf
dem Bergkamm erreichen wir ohne Schweißvergießen eine Viertelstunde später
die Burgruine Wineck (Château Ruine Wineck). Von der bescheidenen Anlage
existieren nur noch karge Reste. Dennoch (oder gerade deshalb?) entwickelt der
Platz einen ganz eigentümlichen Zauber. Die Oberburg ist nur für Kletterer
zugänglich, die hier unter präzisen Auflagen ihrer Leidenschaft nachgehen können.
Links
steigen wir nun steil hinunter in ein Seitental des Winecker Tals. Im Talgrund
rechtshaltend kommen wir zum Maison Forestière Herrenhof. Hier verläuft
das Sträßchen, welches das Steinbachtal im Norden mit dem Schwarzbachtal im Süden
verbindet (aus Autofahrersicht: Obersteinbach mit Dambach-Neunhoffen).
Rechtsherum
nehmen wir nun einen Pfad [Gelbe
Raute], der parallel
zur Straße talaufwärts führt. Nach wenigen Minuten überqueren wir die Straße
und stehen an einer markanten Straßengabelung (mit Schoeneck-Infotafel).
Von hier gibt es zwei Varianten für den Aufstieg zur Burgruine Schoeneck:
Entweder in 25 Minuten steil oder in 35 Minuten etwas geruhsamer hinauf.
Wir
entscheiden uns für die zweite Variante [Rotes
Dreieck, bis
Obersteinbach], nicht etwa weil wir den dabei zunächst anzutreffenden Asphalt
besonders schätzen (das Sträßchen führt zum ausgesprochen malerischen
Maison Forestière Fischeracker), sondern weil das Tal einen doppelten
Augenschmaus zu bieten hat: Zunächst die im Wiesengrund gelegenen Seggen, bis zu einem Meter
hohe pilzköpfige Grasknubbel aus der Familie der
Sauergrasgewächse, die zu den skurrilsten Naturerscheinungen des Wasgaus gehören;
dann den von mannshohem Schilf gesäumten Fischeracker-Woog, einen der
vielen verträumten Fischteiche der Region.
Die
folgende, nach rechts abzweigende Aufstiegsroute verläuft auf den ersten 400
Metern auf einer jener geschotterten Forstautobahnen, die man als Wanderer zu
verfluchen gelernt hat. Im letzten Wegdrittel wird der Weg dann angenehmer.
Schon
der erste Anblick der Burgruine Schöneck (Château Ruine Schoeneck)
macht deutlich, dass wir es hier mit einer besonders interessanten Anlage zu tun
haben - sie gilt als die besterhaltene der Nordvogesen. Zu verdanken ist dies
dem Verein „Cun Ulmer Grün“ aus dem 5 km entfernten Dambach, der seit dem
Jahr 2000 unermüdlich an der Erschließung und Erhaltung der vielgestaltigen
Gesamtanlage arbeitet. An jedem Wochenende, auch im tiefsten Winter,
investieren generationenübergreifende Arbeitstrupps des Vereins ihre Freizeit
in die Restaurierung, die in einem kleinen Museum im Burginneren dokumentiert
ist. Am Burgeingang können sich Besucher eine liebevoll zusammengestellte
Infomappe ausleihen und mit ihrer Hilfe die Burganlage systematisch erkunden.
Unser
knapp einstündiger Rückweg verläuft auf der Ostseite des Burgberges auf
einem angenehmen Pfad, der sich bis ins Steinbachtal zieht. Dass wir
dort das
lang gezogene Obersteinbach fast zur Gänze durchqueren müssen, ist
kein Schaden, entfalten doch die vielen Brunnen und die Fachwerkhäuser mit ihren Nutz- und
Plaisirgärten erst bei Fußgängertempo ihren ganzen elsässischen Charme.
Tipp:
Auf dem Rückweg am Ortseingang von Obersteinbach noch in die Ferme du
Steinbach reinschauen: Ziegerei, Käserei und ein netter Hofladen!
Benachbarte
Wanderungen:
Premiumweg
Deutsch-Französischer Burgenweg
Stippvisite 44 Burgruine
Lützelhardt (Start in Obersteinbach)
©
www.wanderportal-pfalz.de
2018 - palzvisit Touristik-Service
|
Ort:
Obersteinbach/Elsass (240 m,
zwischen
Bitsch und Lembach)
Parken:
Durchgangsstraße
am östlichen Ortsende, nahe der
Wanderherberge
Halte des Randonneurs (Wanderers Rast)
Länge:
13 km
Anstieg: 380
Höhenmeter
Schweiß:
Oh ja
Aussicht:
Klasse
Abgeschiedenheit:
Groß
Orientierung:
Problemlos
Einkehr
am Wege:
Restaurants in Obersteinbach
In
der näheren Umgebung:
Zitadelle
Bitsch, Gebeinhaus in Schorbach bei Bitsch,
Biosphärenhaus Fischbach,
Badeweiher Hanauer Weiher,
Erzbergwerk
Nothweiler
Regionale
Tourist-Infos:
Dahner Felsenland,
Nord-Alsace
Tourismusgemeinden:
Obersteinbach, Niedersteinbach, Lembach
Infos
Burgruine Schoeneck: chateau.schoeneck.free.fr
Bilder
zum Vergrößern anklicken!
Burgruine Schöneck von Süden
Seggengewächse im Winecker Tal
Ruine
de Wittschloessel
Zunächst
erscheint die Ruine de Wittschloessel wie einer der typischen Gipfelfelsen des
Wasgaus. Erst aus der Nähe erkennen wir im von gelben Bändern durchzogenen
rostroten Fels die Balkenlöcher früherer hölzerner Anbauten; zwischen den
beiden Felsen finden wir deutliche Reste einer in das Gestein
hineingeschlagenen Kammer. Bis heute unklar ist, wann die bescheidene
Burganlage erbaut wurde.
Château
Ruine
de Wineck
Felsenburg
auf 363 m Höhe, die im im 13. und 14. Jahrhundert bewohn war. Wahrscheinlich
wurde sie 1680 gleichzeitig mit der Burg Schöneck zerstört. Die Oberburg ist
recht gut erhalten und bietet als Schaustück einen beeindruckend hohen
schlanken Turm. Von der auf
der Ostseite des Felsens gelegenen Unterburg gibt es nur noch wenige Mauerreste
mit zwei Tordurchgängen; dazu gesellen sich wild herumliegende moosbewachsene
Mauersteine. Château
Ruine
de Schoeneck
Wie
die meisten Felsenburgen des Wasgaus wurde auch die Burg Schoeneck im 13. Jahrhundert
erbaut, dann allerdings im Unterschied zu vielen anderen im 15. und 16. Jahrhundert
noch kräftig erweitert. Ihr Wahrzeichen ist die Fassade eines Gebäudes aus
dem 16. Jahrhundert, verziert mit einem Lombardschen Fries.
In
der westlichen Unterburg sind Reste von Ställen zu besichtigen; hier befand
sich auch eine Hufschmiede. Am Fuß eines großen Geschützturms liegt eine
fast sechs Meter tiefe Zisterne. Durch ein Doppeltor gelangt man weiter in die
Unterburg, wo es mit zwei mit zahlreichen Schießscharten versehene rechteckige
Bastionen gibt.
Im
Ostteil lag ein Zwinger, in dem die Schmiede untergebracht war. Heute noch
erkennt man den Feuertisch und den Trog zum Abkühlen und Härten des Eisens.
Daneben befand sich ein Renaissance-Gebäude. Ein Brunnen wurde bis zu einer
Tiefe von 10 Metern ausgegraben. Als nächstes restauriert wird die Oberburg,
wo dreigeschossige schmale Wohngebäude standen und zwischen zwei Felsen der
Rittersaal lag.
Das
äußere Erscheinungsbild der Burg kann man sich entschieden lieblicher
vorstellen, als es die rohen Buntsandsteinreste heute vermuten lassen: Das
gesamte Gemäuer war mit Kalkmörtel verputzt und weiß getüncht, die Tür-
und Fensterrahmen kontrastierten dazu mit rosa- oder blutrotem Anstrich.
|