Auch den Wanderfreund plagt mitunter arg das
Umweltgewissen. Um in seine geliebte Natur zu kommen, ist ihm oftmals kein
Autokilometer zu viel. Wählen wir dieses Mal also die ökologisch korrekte
Alternative und bedienen uns der Bahn, genauer: der Verbindung Saarbrücken-Landau.
Die sehr abgeschiedene Tour führt von Westen kommend ins
Trifelsland, streift auf schattigen Wegen die größte Naturschutzzone des Pfälzerwaldes,
bietet Einkehrmöglichkeiten in der Höhensiedlung Hermersbergerhof, führt
dann tief hinunter ins wilde Freischbachtal und letztlich zu einem der Bahnhöfe
im Queichtal.
Vom etwas erhöht gelegenen Bahnhof Hinterweidenthal-Ort
laufen wir hinunter zum Mitfahrerparkplatz an der Bundesstraße 10. Dahinter
geht es linksherum durch einen Tunnel an der
jungen Wieslauter entlang ins Ziegler Tal. Dort beginnt gleich
rechts der „Kuhpfad“ [Blau-Roter
Balken], der uns in etwa zwei Stunden
zur Höhensiedlung Hermersbergerhof bringen wird. Zunächst führt er mit genau dem richtigen Steigungsgrad fürs schnelle Warmwerden
hinauf auf den langgestreckten Bergrücken des Pfaffenberges. Kapitale Buchen, Eichen und Kiefern
säumen den folgenden Höhenweg. Frisch geschlagene Eichen stapeln sich am Wegesrand und erinnern uns
daran, dass der zentrale Pfälzerwald einst der bevorzugte Holzlieferant beim
Bau der holländischen Kolonialflotte war.
Immer
sieht man links des Weges Schilder mit
der Aufschrift „Zone für natürliche Entwicklung“. Wir bewegen
uns am südöstlichen Rand eines ausgedehnten Naturschutzgebiets,
der Kernzone "Quellgebiet der
Wieslauter" (siehe Infokasten rechts).
Unser breiter und deshalb für einen ausgiebigen Plausch
wie geschaffener Weg ist eher aussichtsarm, wer allerdings aufmerksam
hinschaut, wird rechts das frühere Forstamt Meisenhalde erspähen und links
den im Herzen der Kernzone gelegenen auffällig geformten Wartenberg. Etwa eine
Stunde nach Beginn der Wanderung kommen wir zu einer Weggabelung, in deren
Mitte ein Felsblock mit der Aufschrift „Wildsauhütte“ liegt. Die darauf
angebrachten Farbmarkierungen sind irreführend. Die Route zum Hermersbergerhof führt nach rechts!
Bald steilt sich vor uns die markante Pyramide der Spitzen
Boll auf. Vor diesem nur weglos zu ersteigenden Gipfel treffen wir auf eine große
Wegspinne. Mutigere Zeitgenossen verlassen hier den Kuhpfad, wenden sich nach
halbrechts, wandern dann - immer auf gleicher Höhe bleibend - in einem weiten
Linksbogen am Südfuß der Spitzen Boll entlang und erschließen sich so einen
freien Blick nach Süden und Osten. Nach einer guten Viertelstunde stoßen sie auf die grasige Trasse einer
Ferngasleitung, laufen dort nach links hinunter und stoßen wieder auf den
Kuhpfad, dem sie nach rechts folgen.
Dann eine letzte, recht gut beschilderte Wegspinne, ein
kurzer Aufstieg und wir erreichen den Hermersbergerhof. Die kleine Siedlung,
550 m hoch auf der Wasserscheide Rhein-Mosel gelegen, hatte in schneereicheren
Zeiten oft einen gewaltigen Ansturm von Wintersportlern zu verkraften. Die
Skipiste gibt es nicht mehr, allerdings eine pfiffige Rodelbahn und zwei Gaststätten.
Der nun anstehende Abstieg in das Freischbachtal zählt zu
den abwechslungsreichsten Wegpassagen des zentralen Pfälzerwaldes [Blaues
Kreuz, bis ins
Freischbachtal]. Wir wandern zunächst parallel zur
Straße nach Wilgartswiesen die Rauschenhalde entlang, wo auch der
Prädikatsweg Pfälzer
Waldpfad verläuft. Es lohnt sich, dort
einmal einige Meter vom Weg seitwärts hinaufzusteigen - der Aussicht wegen.
Gebietskenner identifizieren eine breite Gipfelgestalt im Osten als den Großen
Almersberg, einen zwar wenig bekannten, aber sehr lohnenden Aussichtsberg.
Nach einem Linksschwenk beginnt an einer
Schutzhütte der schönste Teil des
Abstieges, ein echter Wanderweg mit federndem Waldboden, Wurzelwerk und Gestein, der zu Beginn von knorrigen Kiefern, dann von jungen Buchen
und ganz unten von Fichten begleitet wird. Das
tief eingeschnittene, jedoch niemals
triste Freischbachtal [Gelb-Roter
Balken, bis
Wellbachtal] mit seinen ausgedehnten Wiesen und steilen, von bemoosten
Felsblöcken durchsetzten Bergflanken ist Balsam für geplagte Großstadtseelen.
Wer hier nicht abschalten oder - sei´s drum - chillen kann, schafft es
nirgends.
Wer
genug hat wählt jetzt die Variante 1 (siehe unten), Genießer folgen weiter dem Freischbachtal bis
zur Einmündung in das Wellbachtal, dem man talabwärts folgt [Blau-Weißer
Balken, bis Rinnthal].
Schön zwar, aber doch mit
Zivilisationsmakel: Auf der anderen Talseite lärmen am Wochenende Hunderte von
Motorradfahrern, die sich hier cool in einen Kurvenrausch oder tragisch ins
Hospital, mitunter auch in die Leichenhalle, fahren. Wenn auch die Ohren einiges
zu verkraften haben, so gibt es für die Augen doch einiges Gutes auf dem halbstündigen Schlussabschnitt bis zum Bahnhof
Rinnthal entlang des elegant
mäandernden Wellbachs und der träge dahinfließenden Queich auf ihre
Kosten.
Variante
1: Vom
Freischbachtal direkt nach Wilgartswiesen [Gelb-Roter
Balken]. Nach zehn
Minuten Aufstieg kommt man zu einer kleinen Passhöhe, die mit einer kleinen historischen Besonderheit
aufwartet: Etwa fünfzig Meter östlich
des Passes steht die Wolfsgrube, eine gut restaurierte, aus Bundsandstein
gemauerte Wolfsfalle. Laut Infotafel wurde der letzte
Wolf in der Pfalz erst im Jahre 1908 erlegt.
Variante
2:
Aus
dem Wellbachtal kommend im Queichtal nach rechts und auf dem Queichtal-Radweg
durch das trotz der B 10 nette Tal nach Wilgartswiesen.
Benachbarte
Wanderungen:
Prädikatsweg
Pfälzer Waldpfad
Rundwanderung
14 Urwaldtour im Wieslauter-Quellgebiet (Start im Ziegler Tal)
Rundwanderung
30 Aus dem Wellbachtal zum Luitpoldturm (Start im Wellbachtal) Rundwanderung
13
Durchs Ziegler Tal zum Merzalber Schloss (Start
im Ziegler Tal)
Naturspaziergang
12 Ziegler Tal (Start im Ziegler Tal)
©
www.wanderportal-pfalz.de
2016 - palzvisit Touristik-Service
Überarbeitet im Mai 2021
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FAHRPLANAUSKUNFT
Länge:
21 km
(Varianten 15 km oder 22 km)
Anstieg: 380
Höhenmeter
Schweiß:
Mäßig
Aussicht:
Nett
Abgeschiedenheit:
Großl
Orientierung:
Meist einfach
Einkehr
am Wege:
2 Gaststätten in Hermersbergerhof
Führungen
in der Kernzone: Forstamt
Hinterweidenthal
(06396/9109600)
In
der näheren Umgebung:
Freibad
Hauenstein,
Teufelstisch mit Spielpark Teufelstisch bei
Hinterweidenthal,
Schuhmuseum
Hauenstein,
Wild-
und Wanderpark Silz,
Burg
Berwartstein,
Burgruine Altdahn,
Burg
Trifels
Regionale
Tourist-Infos:
Trifelsland
Tourismusregion Hauenstein
Tourismusgemeinden:
Hinterweidenthal
Wilgartswiesen
Rinnthal
Hauenstein
Annweiler
Bilder
zum Vergrößern anklicken!
Die
Wolfsgrube bei Wilgartswiesen
Kernzone
"Quellgebiet
der Wieslauter"
des Biosphärenreservats
"Pfälzerwald-Nordvogesen" Der Naturpark
Pfälzerwald ist Teil des grenzüberschreitenden UNESCO Biosphärenreservats
"Pfälzerwald - Nordvogesen" und befindet sich damit als besonders
schützenswerte Landschaft in der illustren Gesellschaft der Wüste Gobi und
des Yellowstone-Nationalparks.
Um den Status des Biosphärenreservats zu
erhalten, müssen mindestens 3 % der Gesamtfläche als sogenannte Kernzonen
ausgewiesen
werden, die von jeglicher Nutzung ausgeschlossen sind und ganz der Natur überlassen
werden; für Wanderer und Radfahrer werden einige wenige Wege freigehalten, das
Verlassen dieser Wege ist strikt verboten.
Sechzehn solcher Zonen sind über
den Pfälzerwald verstreut, das Quellgebiet der Wieslauter ist die mit Abstand größte
(Führungen
können über das Forstamt Hinterweidenthal unter der Telefonnummer
06396/9109600 gebucht werden). Dieses riesige Areal erstreckt
sich von Hinterweidenthal bis zum Luitpoldturm; im Süden
wird es vom Kuhpfad begrenzt, im Norden vom Winschertberg, welcher
sich von der Burgruine Gräfenstein bei Merzalben in Richtung der Landstraße
zwischen Leimen und Johanniskreuz zieht. Wanderungen auf den genehmigten Wegen innerhalb
der Kernzonen werden ihren ganz eigenen Reiz entwickeln - wo sonst kann man über
Jahre hinweg das Entstehen eines Urwaldes verfolgen?
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