Wollte
man zehn Muss-Ziele im Pfälzerwald zusammenstellen, dann dürfte das Karlstal
südlich von Kaiserslautern nicht fehlen. Es liegt am Oberlauf der Moosalbe,
die ihren Ursprung bei Johanniskreuz hat und nach 26 km bei
Waldfischbach-Burgalben in den Schwarzbach mündet. Während sich der untere
Talabschnitt als weiträumiges Wiesental präsentiert, ist der mittlere eine
romantische Klamm inmitten einer wilden Felstrümmer-Szenerie. Weiter
bachaufwärts,
am Lauberhof, weitet sich das Tal wiederum zu einem Wiesental. Zu den starken
landschaftlichen Eindrücken einer Karlstal-Wanderung gesellen sich historische
Einblicke, trifft man unterwegs doch mehrfach auf Zeugnisse einer einst
florierenden Eisenindustrie.
Auf
unserer Tour durchstreifen wir den industriehistorisch interessantesten Teil
des Moosalbtales (siehe
Infobox rechts) mit dem
landschaftlichen Höhepunkt der Karlstalschlucht, steigen hinauf nach
Trippstadt und wandern über den Trippstadter Ortsteil Langensohl wieder ins
Karlstal hinunter.
 Mit
dem Naturfreundehaus Finsterbrunnertal, von kapitalen Fichten umgeben am Beginn
eines Seitentals des Moosalbtals gelegen, haben wir einen Startpunkt gewählt,
der sich als gastronomischer Abschluss der wenig anstrengenden Tour aufdrängt.
Für die erste gute Stunde, eine kurzweilige Bummelei durchs Moosalbtal,
vertrauen wir uns dem Pfälzer Waldpfad an, einem der drei großen mit Prädikat
ausgezeichneten Weitwanderwege der Pfalz [Grün-weißes
Logo, bis zum
Oberhammer].
Auch die Nordroute des Pfälzer
Jakobsweges, von Speyer über Neustadt und das
Elmsteiner Tal kommend, verläuft hier.
Schon
nach wenigen Minuten schauen wir über das Tal hinüber zur Eisenschmelz, einem
Gebäudekomplex, der nach der Industrie-Blütezeit als Jagdhaus und Försterwohnung
diente.
 Mit
Felstrümmer-
Hängen zur Rechten und Wiesen zur Linken wandern wir nun auf dem
Hammerhain, einem hübschen historischen Weg zum Unterhammer, der
zunächst als Schmiede genutzt und dann zu einem Puddlingswerk ausgebaut wurde.
In diesem wurde aus dem spröden Roheisen durch Entzug von Kohlenstoff
schmiedbares Eisen gewonnen.
Infotafeln
informieren in
einem kleinen Park detailliert über die Geschichte der
Trippstadter Eisenindustrie. Das Gebäudeensemble des Unterhammers umfasste ein
Uhrenhaus, ein Eisenmagazin, Werkswohnungen und das Herrenhaus mit Stallungen.
Heute befindet sich hier ein medizinisch-psychologisches Zentrum mit einem
einladenden Cafe, im ehemaligen Herrenhaus gibt es einige Ferienwohnungen.
An
einem Stauweiher und einigen verfallenden Fischweihern entlang laufen wir dann -
immer nah am Bach entlang - in einer Viertelstunde zum Mittelhammer, der
auch als Klug’sche Mühle bekannt ist. Hier wurden
schon vor dem 30-jährigen Krieg Kleineisenstücke geschmiedet, 1781 folgte der
Bau eines Hammergebäudes und von Werkswohnungen. In der Nach-Eisenzeit wurde am
Mittelhammer ein Kurhaus betrieben, heute ist dies ein beliebtes
Ausflugslokal.
Nur
wenige Minuten sind es jetzt noch bis zum Beginn der unter Naturschutz
stehenden, etwa 1 km langen Karlstalschlucht. Dieser ursprünglich „Wüstetal“
genannte landschaftlich schönste Teil des Moosalbtals wurde zu Ehren des
kurpfälzischen Oberjägermeisters Karl Theodor Freiherr von Hacke in Karlstal
umbenannt. Auf dessen Initiative hin hatte man die Klamm in einen großen
Landschaftspark des Trippstadter Schlosses einbezogen.
In
vielen Stufen windet sich der sprudelnde Bach zwischen moosigen Blockhalden
durch den feuchten Schluchtwald. Auf Holzbrückchen wird mehrmals der Bach
überquert. Am Beginn der Schlucht erinnert eine
schmiedeeiserne Tafel an den Besuch des Bayernkönigs Ludwig I. im Jahre 1862,
am Ende der Klamm steht ein aus Buntsandsteinblöcken errichtetes, dem
Freiherrn von Hacke gewidmetes Denkmal.
Kurz
vor dem dritten ehemaligen Hammerwerk, dem Oberhammer, dessen
Werksgebäude nicht mehr existieren, führen einige Treppen hinauf zur Straße,
die Trippstadt mit Johanniskreuz verbindet. Wir überqueren die Straße und
kommen am Beginn eines Seitentals, des Neuhöfer Tals, zu einem historischen
Gebäude, das zum Oberhammer gehörte. Hier kann man Hirsch- und
Wacholdersalami und Wein erstehen.
 Direkt
dahinter wenden wir uns nach links und gehen auf einem hübschen Waldpfad in
guten zehn Minuten hinauf nach Trippstadt [Grün-gelbes
Logo, das Kennzeichen
der Zubringerwege des Pfälzer Waldpfades]. Auf
dem recht langen Weg durch das Höhendorf passieren wir zunächst das Trippstadter
Schloss (siehe Infobox rechts) und kommen kurz
darauf am Eisenhütten-Museum vorbei, in dem auch die Trippstadter
Tourist Information untergebracht ist.
Der
unspektakuläre Weiterweg zum Trippstadter Ortsteil Langensohl beginnt am
Dorfbrunnen [Gelb-blauer
Balken, bis Langensohl].
In
Langensohl steigen wir linkshaltend [Grüner
Balken, bis ins
Moosalbtal] zunächst durch Felder, dann durch ein enges Waldtal hinunter zum Unterhammer. Noch wenige Minuten talabwärts durchs Moosalbtal und wir
sind wieder am Naturfreundehaus Finsterbrunnertal angekommen.
Tipp:
Durchaus lohnend ist ein Besuch
des 10 Minuten von der Ortsmitte entfernten Brunnenstollens am nördlichen
Ortsrand von Trippstadt. Führungen können von Mai bis August unter Tel.
06306-341 bei der Tourist Information gebucht werden.
Benachbarte
Wanderungen:
Rundwanderung 53 Vom Betzenberg nach
Johanniskreuz (Anschluss im Karlstal)
Naturspaziergang 4 Karlstal
Burgen-Stippvisite 41 Wilenstein
(Start an der Klug'schen Mühle)
©
www.wanderportal-pfalz.de
2017 - palzvisit Touristik-Service
|
Ort:
Trippstadt
Parken:
Naturfreundehaus
Finsterbrunnertal (bei Schopp von der B 270 Richtung Trippstadt abbiegen und
nach 2 km rechts)
Länge:
12 km
Anstieg: 160
Höhenmeter
Schweiß:
Wenig
Aussicht:
Kein
Fernblick, aber in der Nähe ein Augenschmaus
Abgeschiedenheit:
Mittel
Orientierung:
Problemlos

Einkehr
am Wege:
Naturfreundehaus
Finsterbrunnertal (ganzjährig täglich geöffnet), Cafe Unterhammer (geöffnet
Okt-Apr Mi bis Sa 12-18 Uhr und So ab 10 Uhr, Mai-Sept auch Mo und Di),
Klug’sche Mühle (geöffnet Mi bis So), Gaststätten in Trippstadt
Burgen
am Wege: Burgruine
Wilenstein (Abstecher)
In
der näheren Umgebung:
Kaiserslautern
(Einkaufsstadt, Erlebnisbad, Gartenschaugelände mit Japanischem
Garten, Pfalzgalerie, Pfalztheater, Erlebnisbad
Monte Mare, Fritz-Walter-Stadion)
Museum Sickinger Höhe in Queidersbach,
Burgruine Hohenecken
Regionale
Tourist-Infos:
Kaiserslauter-Stadt
Kaiserslautern-Land
Kaiserslautern-Süd
Tourismusgemeinden:
Trippstadt
Kaiserslautern
Dansenberg
Stelzenberg
Queidersbach
Schopp

Karlstalschlucht

Mühlräder - Zeugen der Vergangenheit am Mittelhammer
Die
Eisenindustrie im Karlstal
Im
Jahre 1724 begann die industrielle Trippstadter Eisenproduktion, zunächst
unter Anton Freiherr von Hacke, dann unter mehreren Generationen der
Adelsfamilie von Gienanth. Sinkende Marktpreise, neue Verfahrenstechniken und
die Entwicklung der Dampfkraft ließen die auf Wasser und Holzkohle basierende
Eisenproduktion in der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Hintertreffen geraten.
1885 wurde der Betrieb der Anlagen eingestellt.
Drei
Standortfaktoren machten das Karlstal im 18. Jahrhundert zum idealen Standort für
die Eisenherstellung: Die geringe Entfernung zu Eisenerz-Bergwerken, dazu
Wasser und Wald. Der starke Strom der Moosalbe wurde für den Betrieb der
Wasserräder genutzt, welche die Schmiedehämmer und das Gebläse antrieben.
Das dicht bewaldete Umland konnte die großen Holzmengen beisteuern, die - zu
Holzkohle veredelt - zum Erhitzen des Erzes notwendig waren. Vom Donnersberg
und aus Eisenberg stammte der größte Teil des Roheisens. Zur
Weiterverarbeitung wurden ein Blechwalzwerk und die drei Hammerwerke Unter-,
Mittel- und Oberhammer errichtet, die alle an unserem Weg liegen.
Das
Trippstadter Schloss
1767
aus
Buntsandstein erbaut unter dem Freiherrn von Hacke. Über den
zwischenzeitlichen Besitzer Ludwig von Gienanth ging das Schloss in den Besitz
des bayrischen Staates über. Heute befindet sich darin die Zentralstelle der
rheinland-pfälzischen Forstverwaltung und die Forschungsstelle für
Waldökologie und Forstwirtschaft. Ein historisches Kuriosum am Rande: Neun
Jahre nach der Erbauung des Schlosses im Jahre 1767 brachte der Mannheimer
Physiker Johann Jakob Hemmer hier den ersten Blitzableiter der Pfalz an.
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