Wollte man zehn Muss-Ziele im Pfälzerwald zusammenstellen, dann dürfte das Karlstal südlich von Kaiserslautern nicht fehlen. Es liegt am Oberlauf der Moosalbe, die ihren Ursprung bei Johanniskreuz hat und nach 26 km bei Waldfischbach-Burgalben in den Schwarzbach mündet. Während sich der untere Talabschnitt als weiträumiges Wiesental präsentiert, ist der mittlere eine romantische Klamm inmitten einer wilden Felstrümmer-Szenerie. Weiter bachaufwärts, am Lauberhof, weitet sich das Tal wiederum zu einem Wiesental. Zu den starken landschaftlichen Eindrücken einer Karlstal-Wanderung gesellen sich historische Einblicke, trifft man unterwegs doch mehrfach auf Zeugnisse einer einst florierenden Eisenindustrie.
Schon nach wenigen Minuten schauen wir über das Tal hinüber zur Eisenschmelz, einem Gebäudekomplex, der nach der Industrie-Blütezeit als Jagdhaus und Försterwohnung diente.
Infotafeln informieren in einem kleinen Park detailliert über die Geschichte der Trippstadter Eisenindustrie. Das Gebäudeensemble des Unterhammers umfasste ein Uhrenhaus, ein Eisenmagazin, Werkswohnungen und das Herrenhaus mit Stallungen. Heute befindet sich hier ein medizinisch-psychologisches Zentrum mit einem einladenden Cafe, im ehemaligen Herrenhaus gibt es einige Ferienwohnungen. An einem Stauweiher und einigen verfallenden Fischweihern entlang laufen wir dann - immer nah am Bach entlang - in einer Viertelstunde zum Mittelhammer, der auch als Klug’sche Mühle bekannt ist. Hier wurden schon vor dem 30-jährigen Krieg Kleineisenstücke geschmiedet, 1781 folgte der Bau eines Hammergebäudes und von Werkswohnungen. In der Nach-Eisenzeit wurde am Mittelhammer ein Kurhaus betrieben, heute ist dies ein beliebtes Ausflugslokal. Nur wenige Minuten sind es jetzt noch bis zum Beginn der unter Naturschutz stehenden, etwa 1 km langen Karlstalschlucht. Dieser ursprünglich „Wüstetal“ genannte landschaftlich schönste Teil des Moosalbtals wurde zu Ehren des kurpfälzischen Oberjägermeisters Karl Theodor Freiherr von Hacke in Karlstal umbenannt. Auf dessen Initiative hin hatte man die Klamm in einen großen Landschaftspark des Trippstadter Schlosses einbezogen. In vielen Stufen windet sich der sprudelnde Bach zwischen moosigen Blockhalden durch den feuchten Schluchtwald. Auf Holzbrückchen wird mehrmals der Bach überquert. Am Beginn der Schlucht erinnert eine schmiedeeiserne Tafel an den Besuch des Bayernkönigs Ludwig I. im Jahre 1862, am Ende der Klamm steht ein aus Buntsandsteinblöcken errichtetes, dem Freiherrn von Hacke gewidmetes Denkmal. Kurz vor dem dritten ehemaligen Hammerwerk, dem Oberhammer, dessen Werksgebäude nicht mehr existieren, führen einige Treppen hinauf zur Straße, die Trippstadt mit Johanniskreuz verbindet. Wir überqueren die Straße und kommen am Beginn eines Seitentals, des Neuhöfer Tals, zu einem historischen Gebäude, das zum Oberhammer gehörte. Hier kann man Hirsch- und Wacholdersalami und Wein erstehen.
Der unspektakuläre Weiterweg zum Trippstadter Ortsteil Langensohl beginnt am Dorfbrunnen [Gelb-blauer Balken, bis Langensohl]. In Langensohl steigen wir linkshaltend [Grüner Balken, bis ins Moosalbtal] zunächst durch Felder, dann durch ein enges Waldtal hinunter zum Unterhammer. Noch wenige Minuten talabwärts durchs Moosalbtal und wir sind wieder am Naturfreundehaus Finsterbrunnertal angekommen. Tipp: Durchaus lohnend ist ein Besuch des 10 Minuten von der Ortsmitte entfernten Brunnenstollens am nördlichen Ortsrand von Trippstadt. Führungen können von Mai bis August unter Tel. 06306-341 bei der Tourist Information gebucht werden. Benachbarte
Wanderungen: © www.wanderportal-pfalz.de 2017 - palzvisit Touristik-Service |
Ort: Trippstadt Parken: Naturfreundehaus Finsterbrunnertal (bei Schopp von der B 270 Richtung Trippstadt abbiegen und nach 2 km rechts) Länge: 12 km Anstieg: 160 Höhenmeter Schweiß: Wenig Aussicht: Kein Fernblick, aber in der Nähe ein Augenschmaus Abgeschiedenheit: Mittel Orientierung: Problemlos Einkehr
am Wege:
Burgen am Wege: Burgruine Wilenstein (Abstecher) In
der näheren Umgebung: Regionale
Tourist-Infos: Tourismusgemeinden: Karlstalschlucht Mühlräder - Zeugen der Vergangenheit am Mittelhammer Die Eisenindustrie im Karlstal Im Jahre 1724 begann die industrielle Trippstadter Eisenproduktion, zunächst unter Anton Freiherr von Hacke, dann unter mehreren Generationen der Adelsfamilie von Gienanth. Sinkende Marktpreise, neue Verfahrenstechniken und die Entwicklung der Dampfkraft ließen die auf Wasser und Holzkohle basierende Eisenproduktion in der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Hintertreffen geraten. 1885 wurde der Betrieb der Anlagen eingestellt. Drei Standortfaktoren machten das Karlstal im 18. Jahrhundert zum idealen Standort für die Eisenherstellung: Die geringe Entfernung zu Eisenerz-Bergwerken, dazu Wasser und Wald. Der starke Strom der Moosalbe wurde für den Betrieb der Wasserräder genutzt, welche die Schmiedehämmer und das Gebläse antrieben. Das dicht bewaldete Umland konnte die großen Holzmengen beisteuern, die - zu Holzkohle veredelt - zum Erhitzen des Erzes notwendig waren. Vom Donnersberg und aus Eisenberg stammte der größte Teil des Roheisens. Zur Weiterverarbeitung wurden ein Blechwalzwerk und die drei Hammerwerke Unter-, Mittel- und Oberhammer errichtet, die alle an unserem Weg liegen. Das Trippstadter Schloss 1767 aus Buntsandstein erbaut unter dem Freiherrn von Hacke. Über den zwischenzeitlichen Besitzer Ludwig von Gienanth ging das Schloss in den Besitz des bayrischen Staates über. Heute befindet sich darin die Zentralstelle der rheinland-pfälzischen Forstverwaltung und die Forschungsstelle für Waldökologie und Forstwirtschaft. Ein historisches Kuriosum am Rande: Neun Jahre nach der Erbauung des Schlosses im Jahre 1767 brachte der Mannheimer Physiker Johann Jakob Hemmer hier den ersten Blitzableiter der Pfalz an. |