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Rundwanderung 82:
Zu den elsässischen Burgruinen Wineck und Schöneck

Klassische Runde bei Obersteinbach

Route (13 km): Obersteinbach - 1 Col du Wittschloessel - 2 Ruine de Wittschloessel (Abstecher) - 3 Col du Wittschloessel - 4 Col du Wineck - 5 Château Ruine Wineck - 6 Maison Forestière Herrenhof im Winecker Tal - 7 Straßenquerung - 8 Fischeracker-Weiher - 9 Château Ruine Schoeneck - 10 Steinbachtal - Obersteinbach

Karten 1:50.000: "Elsass, Vogesen Nord", Kompass Verlag oder 
"Carte des Vosges du Nord", Vogesenclub


Das grenznahe elsässische Steinbachtal mit den Fachwerkdörfern Ober- und Niedersteinbach ist ein beliebter Tummelplatz für Gourmets. Dass man hier auch jenseits der festlich gedeckten Tafeln Großartiges unternehmen kann, erschließt sich selbst dem naturfernsten Besucher auf der Anfahrt zum Restaurant. Eine der schönsten Wanderungen nimmt in Obersteinbach ihren Anfang, führt steil hinauf in die hier noch niedrigen Vogesenberge zur kargen Ruine Wittschloessel, über einen sonnigen Bergkamm zur verwunschenen Ruine Wineck und abschließend zur großen Burgruine Schoeneck, die wie wenige andere die Geschichte der Wasgau-Felsenburgen lebendig werden lässt. Eine Tour, für die man alleine der großartigen Rastplätze wegen großzügig Zeit einplanen sollte.

Am Startpunkt an der Wanderherberge finden wir ein Wegzeichen, das durchgängig den GR 53 markiert, jenen Weitwanderweg, der sich von der Wegelnburg durch die gesamten Vogesen bis Belfort tief im Süden schlängelt [Rotes Rechteck, bis Col du Wittschloessel]. Durch einen Hohlweg verlassen wir südwärts das malerische Dörfchen und kommen dann durch offenes Wiesengelände schnell in den Wald, wo ein Pfad sachte bergan führt. An einer Wegkreuzung nehmen rechterhand die urplötzlich aus den Bäumen heraus ragenden Felstürme des Waltersteins unsere Blicke gefangen.

Auf einem sandigen Pfad steigen wir zügig hinauf zum Col du Wittschloessel, einer auf einer Passhöhe gelegenen Wegspinne, die - wie meist in den Vogesen - vorbildlich beschildert ist [Schild "Ruine de Wittschloessel"]. Auf einem anregenden Wurzelpfad geht es hinauf zur Ruine de Wittschloessel, die auf einem kegelförmigen Gipfel steht. Kurz vor dem Gipfel (458 m) gibt der lichte Buchenwald den Blick frei nach Norden. Dort identifizieren wir nicht nur Obersteinbach mit dem imposanten Wachtfelsen und der Burgruine Petit Arnsbourg, sondern auch den Wasigenstein, wo der Sage nach Walther von Aquitanien, Gunther und Hagen die Klingen kreuzten.

Auf dem Aufstiegspfad laufen wir wieder hinunter zum Col du Wittschloessel und halten uns dort halblinks, um in südwestlicher Richtung die Burgruine Wineck (nicht die Ruine Windeck, die gibt es auch!) anzusteuern [Gelbes Dreieck, bis Col du Wineck). 

Auf einem breiten sonnigen Höhenweg geht es jetzt in guten zehn Minuten zur Weggabelung Col du Wineck und halblinks weiter Richtung Burgruine Wineck [Gelber Kreis, bis zur Straße am Maison Forestière Herrenhof].

Auf dem Bergkamm erreichen wir ohne Schweißvergießen eine Viertelstunde später die Burgruine Wineck (Château Ruine Wineck). Von der bescheidenen Anlage existieren nur noch karge Reste. Dennoch (oder gerade deshalb?) entwickelt der Platz einen ganz eigentümlichen Zauber. Die Oberburg ist nur für Kletterer zugänglich, die hier unter präzisen Auflagen ihrer Leidenschaft nachgehen können.

Links steigen wir nun steil hinunter in ein Seitental des Winecker Tals. Im Talgrund rechtshaltend kommen wir zum Maison Forestière Herrenhof. Hier verläuft das Sträßchen, welches das Steinbachtal im Norden mit dem Schwarzbachtal im Süden verbindet (aus Autofahrersicht: Obersteinbach mit Dambach-Neunhoffen).

Rechtsherum nehmen wir nun einen Pfad [Gelbe Raute], der parallel zur Straße talaufwärts führt. Nach wenigen Minuten überqueren wir die Straße und stehen an einer markanten Straßengabelung (mit Schoeneck-Infotafel). Von hier gibt es zwei Varianten für den Aufstieg zur Burgruine Schoeneck: Entweder in 25 Minuten steil oder in 35 Minuten etwas geruhsamer hinauf.

Wir entscheiden uns für die zweite Variante [Rotes Dreieck, bis Obersteinbach], nicht etwa weil wir den dabei zunächst anzutreffenden Asphalt besonders schätzen (das Sträßchen führt zum ausgesprochen malerischen Maison Forestière Fischeracker), sondern weil das Tal einen doppelten Augenschmaus zu bieten hat: Zunächst die im Wiesengrund gelegenen Seggen, bis zu einem Meter hohe pilzköpfige Grasknubbel aus der Familie der Sauergrasgewächse, die zu den skurrilsten Naturerscheinungen des Wasgaus gehören; dann den von mannshohem Schilf gesäumten Fischeracker-Woog, einen der vielen verträumten Fischteiche der Region.

Die folgende, nach rechts abzweigende Aufstiegsroute verläuft auf den ersten 400 Metern auf einer jener geschotterten Forstautobahnen, die man als Wanderer zu verfluchen gelernt hat. Im letzten Wegdrittel wird der Weg dann angenehmer.

Schon der erste Anblick der Burgruine Schöneck (Château Ruine Schoeneck) macht deutlich, dass wir es hier mit einer besonders interessanten Anlage zu tun haben - sie gilt als die besterhaltene der Nordvogesen. Zu verdanken ist dies dem Verein „Cun Ulmer Grün“ aus dem 5 km entfernten Dambach, der seit dem Jahr 2000 unermüdlich an der Erschließung und Erhaltung der vielgestaltigen Gesamtanlage arbeitet. An jedem Wochenende, auch im tiefsten Winter, investieren generationenübergreifende Arbeitstrupps des Vereins ihre Freizeit in die Restaurierung, die in einem kleinen Museum im Burginneren dokumentiert ist. Am Burgeingang können sich Besucher eine liebevoll zusammengestellte Infomappe ausleihen und mit ihrer Hilfe die Burganlage systematisch erkunden.

Unser knapp einstündiger Rückweg verläuft auf der Ostseite des Burgberges auf einem angenehmen Pfad, der sich bis ins Steinbachtal zieht. Dass wir dort das lang gezogene Obersteinbach fast zur Gänze durchqueren müssen, ist kein Schaden, entfalten doch die vielen Brunnen und die  Fachwerkhäuser mit ihren Nutz- und Plaisirgärten erst bei Fußgängertempo ihren ganzen elsässischen Charme.

Tipp: Auf dem Rückweg am Ortseingang von Obersteinbach noch in die Ferme du Steinbach reinschauen: Ziegerei, Käserei und ein netter Hofladen!


Benachbarte Wanderungen:
Premiumweg Deutsch-Französischer Burgenweg
Stippvisite 44 Burgruine Lützelhardt (Start in Obersteinbach)


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Ort: Obersteinbach/Elsass (240 m, zwischen Bitsch und Lembach)

Parken: Durchgangsstraße am östlichen Ortsende, nahe der Wanderherberge Halte des Randonneurs (Wanderers Rast)

Länge: 13 km

Anstieg: 380 Höhenmeter

Schweiß: Oh ja

Aussicht: Klasse

Abgeschiedenheit: Groß

Orientierung: Problemlos


Einkehr am Wege:
Restaurants in Obersteinbach


In der näheren Umgebung:
Zitadelle BitschGebeinhaus in Schorbach bei Bitsch, Biosphärenhaus Fischbach, Badeweiher Hanauer Weiher, Erzbergwerk Nothweiler

Regionale Tourist-Infos:
Dahner Felsenland, Nord-Alsace

Tourismusgemeinden:
Obersteinbach, Niedersteinbach, Lembach

Infos Burgruine Schoeneck: chateau.schoeneck.free.fr


Bilder zum Vergrößern anklicken!

Burgruine Schöneck von Süden

Seggengewächse im Winecker Tal

Ruine de Wittschloessel

Zunächst erscheint die Ruine de Wittschloessel wie einer der typischen Gipfelfelsen des Wasgaus. Erst aus der Nähe erkennen wir im von gelben Bändern durchzogenen rostroten Fels die Balkenlöcher früherer hölzerner Anbauten; zwischen den beiden Felsen finden wir deutliche Reste einer in das Gestein hineingeschlagenen Kammer. Bis heute unklar ist, wann die bescheidene Burganlage erbaut wurde.

Château Ruine de Wineck

Felsenburg auf 363 m Höhe, die im im 13. und 14. Jahrhundert bewohn war. Wahrscheinlich wurde sie 1680 gleichzeitig mit der Burg Schöneck zerstört. Die Oberburg ist recht gut erhalten und bietet als Schaustück einen beeindruckend hohen schlanken Turm. Von der auf der Ostseite des Felsens gelegenen Unterburg gibt es nur noch wenige Mauerreste mit zwei Tordurchgängen; dazu gesellen sich wild herumliegende moosbewachsene Mauersteine.

Château Ruine de Schoeneck

Wie die meisten Felsenburgen des Wasgaus wurde auch die Burg Schoeneck im 13. Jahrhundert erbaut, dann allerdings im Unterschied zu vielen anderen im 15. und 16. Jahrhundert noch kräftig erweitert. Ihr Wahrzeichen ist die Fassade eines Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert, verziert mit einem Lombardschen Fries.

In der westlichen Unterburg sind Reste von Ställen zu besichtigen; hier befand sich auch eine Hufschmiede. Am Fuß eines großen Geschützturms liegt eine fast sechs Meter tiefe Zisterne. Durch ein Doppeltor gelangt man weiter in die Unterburg, wo es mit zwei mit zahlreichen Schießscharten versehene rechteckige Bastionen gibt.

Im Ostteil lag ein Zwinger, in dem die Schmiede untergebracht war. Heute noch erkennt man den Feuertisch und den Trog zum Abkühlen und Härten des Eisens. Daneben befand sich ein Renaissance-Gebäude. Ein Brunnen wurde bis zu einer Tiefe von 10 Metern ausgegraben. Als nächstes restauriert wird die Oberburg, wo dreigeschossige schmale Wohngebäude standen und zwischen zwei Felsen der Rittersaal lag.

Das äußere Erscheinungsbild der Burg kann man sich entschieden lieblicher vorstellen, als es die rohen Buntsandsteinreste heute vermuten lassen: Das gesamte Gemäuer war mit Kalkmörtel verputzt und weiß getüncht, die Tür- und Fensterrahmen kontrastierten dazu mit rosa- oder blutrotem Anstrich.